Runde 1

Unerwartet guter Bundesligastart

Die Bundesligaflieger des ACN trotzten am Ostersonntag Regenschauern, Schneefällen und Starkwind. Von den 30 Erstliga-Vereinen landete der ACN in der ersten Runde auf Platz 7 und erzielte somit hervorragende 14 Rundenpunkte.

In der Segelflugbundesliga, die es seit dem Jahr 2007 gibt, flog der ACN bisher insgesamt 5 Jahre in der 2. Segelflugbundesliga und weitere 5 Jahre in der 1. Segelflugbundesliga. Seit 2016 ist der Aero Club Nastätten wieder Erstligist und sein Ziel für die Saison 2017 ist natürlich der Klassenerhalt. Der gelungene Auftakt am vergangenen Wochenende freut nicht nur die hochmotivierten und sehr erfolgreichen Piloten.

Hier zum Saisonstart in Kürze die Spielregeln der 1. und 2. Segelflugbundesliga: Es gibt 30 Ligavereine und 19 Runden. Die erste Runde wird am dritten April-Wochenende ausgetragen. Pro Verein und pro Runde werden die drei schnellsten Rundengeschwindigkeiten addiert. Die Rundengeschwindigkeit eines Ligafluges ergibt sich aus der schnellsten Reisegeschwindigkeit in einem 2,5-Stunden Zeitfenster multipliziert mit dem Handicap-Faktor des Segelflugzeuges, der vom Veranstalter festgelegt wird. Es dürfen maximal vier Schenkel geflogen werden. Der schnellste Verein kassiert 20 Rundenpunkte, der zweitschnellste 19 und so weiter. Die langsamsten zehn Vereine müssen sich also mit einem Rundenpunkt zufriedengeben. Bleiben die Hallentore eines Vereins an beiden Ligatagen geschlossen oder gelingt es dem Verein nicht, die Mindestwertung von 40 km/h zu überwinden, dann gibt es gar keinen Rundenpunkt.

Nur vergleichsweise wenigen Vereinen, die über ganz Deutschland verteilt sind, gelangen in der 1. Runde Wertungsflüge. Das lag – wie schon im Vorjahr – am regnerischen Wetter mit viel kaltem Wind und wenig Sonnenschein. In der 1. Liga punkteten immerhin 16 Vereine und in der 2. Liga gelang es nur neun Vereinen wenigstens einen Ligaflug auf die Meldeplattform des Online Contests hochzuladen. Diese beiden Zahlen zeigen klar auf, dass der Wille zu Wertungsflügen und die Leistungsfähigkeit der Piloten in der 1. Liga deutlich höher ist.

Samstag lag ein breites, dichtes Wolkenband über dem Blauen Ländchen. Vormittags regnete es und als es am Nachmittag trocken wurde, starteten überwiegend die beiden Cabrio-Segelflugzeuge vom Typ "Slingsby T.21" (ein Doppelsitzer) und "Grunau Baby II b" (ein Einsitzer) an der Winde. Nur neun Minuten dauerte an diesem Tag der längste Segelflug.

Am Sonntag war die Regenverteilung genau umgedreht: Trocken am Vormittag und nass am Nachmittag. Die kalte Luftmasse war jedoch hochlabil. Das bedeutet, dass kleinste Temperaturunterschiede am Boden ausreichen, um Aufwinde zu generieren. Manchmal muss dazu noch nicht einmal Sonne direkt auf den Boden treffen. Die etwas höhere Temperatur einer Stadt im Vergleich zum Umland kann bereits Aufwindblasen entstehen lassen. Nach einer längeren Regenpause während der Mittagszeit wurden die drei startbereiten Ligaflugzeuge mit Ledertüchern und Scheibenwischern getrocknet. Nasse Tragflächen verschlechtern die aerodynamischen Eigenschaften eines Flugzeuges ganz erheblich. Der Luftwiderstand steigt und der Auftrieb wird durch die Wassertropfen reduziert. Ein Segelflugzeug gleitet dann ohne Aufwind deutlich weniger weit als mit trockenen Flügeln. Der Startzeitpunkt war von den Ligapiloten sehr gut gewählt. Alle drei Segler fanden gleich nach dem Windenstart Aufwinde, obwohl die Sonneneinstrahlung sehr gering war. Die nachfolgende Wegbeschreibung gilt für alle drei Doppelsitzer: Von Nastätten aus ging es mit Westkurs über den Rhein 38 km weit zur ersten Wende. Es folgte ein 32 km langer Südwestschenkel zum Pulvermaar. Der dritte Schenkel war 50 km lang und führte mit Nordwestkurs über die Eifel. 100 km konnten dann schnell mit Rückenwind zurückgelegt werden. Im letzten Aufwind trafen sich die drei Segler und flogen fast zur gleichen Zeit und mit fast gleicher Höhe zurück zum Heimatflugplatz.

Am schnellsten waren Moritz Althaus mit Co-Pilot Alfred Perlich auf der DG-1001 des Vereins unterwegs. Althaus berichtete, dass es unter dem fast vollkommen bedeckten Himmel sehr schwer war, sich auf der "Yankee Delta" mit 20 m Spannweite gegen den starken Wind vorzuarbeiten. Die Schauertätigkeit führte immer wieder zu großen Umwegen. Es bildeten sich allerdings auch sehr gute, tragende Linien an den Schauerkanten, die solch einen Bundesligaflug erst möglich machten. Nach der Wende in der Eifel war der Heimweg bereits mit 8/8 bedeckt und es war schwierig, überhaupt noch Thermik zu finden. Der Rückenwind sorgte allerdings dafür, dass es doch noch für einen Gleitflug nach Hause reichte. Seine Rundengeschwindigkeit betrug 71,34 km/h.

Mit 70,04 km/h flog Jochen Back fast genauso schnell. Die "Yankee Hotel", eine DG-1001T mit 20 m Spannweite und ebenfalls im Vereinsbesitz, verfügt über einen Hilfsmotor, der den Heimflug ohne Aufwinde ermöglicht. Dieser Motor ist aber zu schwach, um den Doppelsitzer bei voller Abflugmasse im Regen steigen zu lassen. Daher startete Back ohne Co-Piloten. Das hatte auch den Vorteil einer geringeren Sinkgeschwindigkeit beim Kreisen, so dass er in schwachen Aufwinden schneller steigen konnte. Die Idee zum Flug in Richtung Eifel leitete Back aus der Wettervorhersage ab. Eine hohe Wolkendecke sollte sich im Laufe des Nachmittags auflösen, was auch geschah. Die Sonnenflecken ließen neben den Regenwolken zuverlässige und vergleichsweise kräftige Aufwinde entstehen, die im Rückblick auch einen Co-Piloten zugelassen hätten. Kleinere Schauer konnten ohne größeren Höhenverlust durchflogen werden, weil der Niederschlag überwiegend aus Schnee bestand, der nicht an den Tragflügeln anhaftete.

Das ACN-Bundesligateam komplettierten Martin Fuhr und Peter Fabian. Die beiden starteten als erste auf dem großen Doppelsitzer "Delta", eine ASH25Mi mit 26,5 m Spannweite. Fuhr hatte eigentlich wenig Hoffnung auf ein fliegbares Wetterfenster. Im Unterschied zu den beiden DG-1001 flogen Fuhr und Fabian einen zusätzlichen Schlenker über das Wispertal in Richtung Lorch. Sie mussten aber ihren Plan, in den Hunsrück zu fliegen, schnell aufgeben, da dort die Bewölkung auflag. Daher schlossen sie sich den beiden DG-1001 an und flogen ebenfalls in Richtung Eifel. Jochens Spürnase lag goldrichtig: Die Wetterbedingungen verbesserten sich deutlich. Teilweise lagen die Steigwerte über 2,5 m/s und zwischen den immer noch großen Schauern stieg die Basis auf über 1.800 m über dem Meeresspiegel an. Der Flugweg richtete sich nach der noch vorhandenen Sonneneinstrahlung. Nach der Wende in der Eifel gab es fast nur Schatten. Allein der inzwischen aufgefrischte Rückenwind brachte die drei Segler sicher nach Hause. Fuhr erreichte eine Rundengeschwindigkeit von 67,29 km/h.

Die hohe Motivation der ACN-Piloten, die sich auch durch kräftige Regenschauer über dem Flugplatz nicht von ihren Flügen abhalten ließen, wurde belohnt. Mit 208,67 km/h lag die Summe der drei Flüge nur 0,04 km/h hinter den Hamburger Piloten des HAC Boberg. Mit 14 Punkten startet das Rundenkonto des ACN in eine hoffentlich auch weiterhin sehr erfolgreiche Bundesligasaison 2017. Das kommende Wochenende wird die Pilotinnen und Piloten des Blauen Ländchens wahrscheinlich wieder mit wechselhaftem Wetter herausfordern.

Text: Jens-Christian Henke

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